2024

Agentur-Trends 2024: Alte Häfen und Neue Ufer

Written by
Archetype Redaktion

Archetype setzt neue Standards in der Beratung von Unternehmenskund*innen – und dafür müssen wir immer up to date sein. Wir haben unsere Consultants nach den wichtigsten Agentur-Neuerungen für das Jahr 2024 gefragt. Dabei geht es auch darum, welche Strategien und Technologien weiterhin relevant bleiben und wo sich etwas ändern wird.




Die richtige Social-Media Plattform macht die Strategie

Im B2B Umfeld gilt: Beziehung schlägt Reichweite. Und das sollte auch für die Social-Media-Aktivitäten von Unternehmen im B2B Umfeld gelten. Nur was, wenn die Social Media Plattformen sich verstärkt um Reichweite kümmern und Interaktionen oder Beziehungen dabei unter die Räder kommen?

Die Entwicklung von LinkedIn in diesem Jahr hat gezeigt: Allgemeine Social Media Trends, die bei Instagram oder im vergangenen Jahr vermehrt auf TikTok starten, erreichen auch das Business Netzwerk: Social Media wird passiv genutzt, es ist das neue Fernsehen. Hinzu kommt, dass der Austausch vermehrt in private Räume wandert: Gruppen, Messenger oder Communities. Bei LinkedIn sieht man diese Entwicklung ebenfalls und das wird sich im neuen Jahr nochmal verstärken: Der persönliche Feed besteht auch dort immer mehr aus einer Mischung aus Werbung und Inhalten einiger weniger, aber reichweitenstarker Content Creators.

Und gleichzeitig zeigen aktuelle Zahlen: Die Aktivitätsrate ist auf LinkedIn sehr viel niedriger als die sehr hohen Mitgliederzahlen suggerieren, die das Netzwerk bislang immer kommuniziert hat. Was bedeuten diese Entwicklungen nun für Unternehmen im B2B-Bereich?

  • LinkedIn wird auch 2024 das relevanteste Netzwerk im B2B-Umfeld bleiben, doch es lohnt sich für Unternehmen, auch die anderen Plattformen im Auge zu behalten. Zum einen, weil sich dort, auf Instagram und auch TikTok, die Altersstruktur der Nutzenden verändert. Und zum anderen, weil sich dort die Trends in Sachen Formate und Features zuerst etablieren. Man denke nur an Videos im 9:16 Hochformat.
  • Maßnahmen und Ziele von B2B-Programmen sollten angepasst werden: Mehr auf die Förderung von persönlichem Austausch unter den Mitarbeitenden und externen Bezugsgruppen setzen und weniger auf reine Reichweite und Impressionen.
  • Nicht alles auf Social Media setzen. Wenn eine Social-Medien-Plattform, wie kürzlich bei LinkedIn geschehen, ohne Vorwarnung am Algorithmus schraubt, zeigt sich: Wer seine ganzen Marketing-Aktivitäten auf eine kaum kontrollierbare Plattform setzt, hat ein Problem. Stattdessen sollten Unternehmen und ihre Corporate Influencer, Markenbotschafter*innen und Mitarbeitenden auch an Plattformen denken, über die sie die Kontrolle haben und die nicht von intransparenten Algorithmen bestimmt werden: Podcasts, Blogs, die eigene Website. Dort ist es auch möglich, auf Personen und Beziehungen zu setzen.
  • LARS BASCHE, HEAD OF STRATEGIC PLANNING




    KI – Neue Technologie braucht neue Kompetenzen

    KI kann die Prozesse in der Kommunikation stark beschleunigen – PR-Profis brauchen besondere Kompetenzen, um sich von dem Tempo nicht einfach überrollen zu lassen.

    Um trotz der Geschwindigkeit der Prozesse die Rezeption ihrer Botschaften noch kontrollieren zu können, müssen die Expert*innen – neben der Beherrschung der KI-Instrumente (=AI Literacy / KI-Befähigung) – bestimmte Fähigkeiten schärfen, wie die Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit. Andernfalls droht ihnen, angesichts der Dringlichkeit KI-generierter Inhalte die Kontrolle über ihr Kommunikationsanliegen zu verlieren bzw. sie geben ab einen bestimmten Punkt die Verantwortung dafür ab.

    Kommunikationsexpert*innen müssen ihre technische Kompetenz vertiefen – und Agenturen Technologieanbieter werden. Sie sollten KI und Technologie generell nutzen, und das nicht nur, um selbst produktiver zu arbeiten (Gartner nennt das Everyday AI), sondern um innovative Prozessverbesserung für Kund*innen zu schaffen (Game Changing AI laut Gartner). Da wir bei Archetype auf Technologie spezialisiert sind, wissen wir recht gut, was mit Technologie alles möglich ist. Nicht umsonst haben wir beispielsweise IBM Watson von Beginn an kommunikativ begleitet (Jeopardy!) und arbeiten auch heute mit einigen Unternehmen zusammen, die das Thema KI prägen. Aber auch andere Branchenspezialist*innen müssen sich in die neuen Möglichkeiten reinfuchsen, auch wenn sie thematisch weiter davon entfernt sind.

    JÖRG LENUWEIT, CONTENT STRATEGIST




    Twitter Ade

    2023 war das Jahr, in dem Elon Musk Twitter, wie wir es kannten und liebten, so richtig gegen die Wand fuhr. Für viele bedeutet das einen schmerzlichen Abschied von der einst so beliebten Plattform (siehe dazu dieser Artikel von Martin Fehrensen). Auch die Alternativen, sei es Mastodon oder Bluesky, konnten bisher nicht wirklich überzeugen. Wir empfehlen unseren Kund*innen schon seit längerem, sich von der Plattform abzuwenden – nicht nur wegen der hohen Anzahl an Hasskommentaren. Der Lichtblick am Plattform-Himmel: Threads. Die Metaplattform kommt jetzt schon auf knapp 100 Millionen Nutzer*innen, die mindestens einmal im Monat auf der Plattform aktiv sind. Im Dezember 2023 startete sie nach langem Warten nun auch in Europa. Nach einem fulminanten Start hierzulande, wird sich dieses Jahr zeigen, ob die App wirklich Fuß fassen kann. Ich gehe davon aus, dass Threads mit neuen Funktionen wie DMs – und schlussendlich auch Werbeanzeigen – eine große Konkurrenz für X & Co und echte Alternative für deren Publikum wird. Und damit auch zu einer ernsthaften Alternative für Unternehmen.

    ANDREA MITTBRODT, SENIOR CONSULTANT PR & SOCIAL MEDIA / PODCAST PRODUCTION




    In einer übersättigten Landschaft triumphieren personalisierte Inhalte

    Generischer Content gehört der Vergangenheit an. Die Medienlandschaft ist übersättigt und schrumpft. Mitteillungen ohne echten Nachrichtenwert finden längst keine Zielgruppe mehr. Im Jahr 2024 liegt der Fokus verstärkt auf der Erstellung personalisierter Inhalte, die auf individuelle Bedürfnisse und Vorlieben eingehen. Fortschrittliche Analysetools machen es möglich, resonanzstarke Kampagnen mit direktem Zielgruppenfokus zu entwickeln.

    Darüber hinaus werden selbst in Zeiten von KI und Digitalisierung Media Relations immer relevanter. Journalist*innen und Medien sehen sich auch 2024 mit einer weiter steigenden Flut von Content konfrontiert. Oftmals wird es schwer den Überblick zu behalten und die Suche nach passenden Inhalten ist zeitaufwendig. Journalist*innen werden noch genauer hinsehen und ein gewisses Maß an Mitentscheidung fordern, wenn es um Unternehmenskommunikation geht. Außerdem werden sie schneller davon absehen einen Beitrag zu veröffentlichen, wenn sie Zweifel an dessen Mehrwert oder Inhalt hegen. Immerhin haben sie mehr als genug Auswahl. Ein persönlicher Austausch mit Medienschaffenden und damit verbundenen Beziehungsaufbau erlaubt die Face-to-Face Festlegung von Interessen- und Themengebieten. Durch die direkte Maßanfertigung der Inhalte für die jeweiligen Medien hebt man sich vom allgemeinen Nachrichtenrauschen ab. Als Agentur legen wir einen hohen Wert auf ebendiesen direkten Austausch mit den Medien. Nur so können wir die Brücke zwischen Journalist*innen und unseren Kund*innen schlagen und die Evaluation durchführen, die wir für eine kompetente Beratung rund um Content benötigen. Zudem hilft es uns die Nöte und Probleme moderner Medienschaffenden zu verstehen und deren Situation nicht weiter zu verschlechtern, sondern Hilfe durch Kooperation zu schaffen. So surreal es scheint: für mich ist auch im Zeitalter von Messenger-Diensten, Social Media und Mail, der Griff zum Telefon mein alter neuer Trend für das Jahr 2024.

    LUKAS HOCHGESANG, CONSULTANT CONTENT & PR